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Stadtmuseum Pforzheim: „Die freie Sicht auf Pforzheim“ – Fotografien von Bernhard Friese
Was sehen wir, wenn wir Pforzheim ohne Vorurteile anschauen, frei und unverstellt? Frei von den »blinden Flecken der Gewohnheit, der Zielgerichtetheit des täglichen Tuns, den lenkenden Absichten wie Schönfindenmüssen oder Kritischsehenwollen« (Markus Grob)? Geht das überhaupt?
Um Fassaden voneinander zu unterscheiden und gegenseitig herzuvorheben, ziehen die Gestalter alle Register der jeweils gängigen Baupraxis und Bauprodukte. In der Verdichtung dieser Straßenschlucht erscheinen sie wie zusammengenähte einzelne Stoffstücke auf einem Quilt. Die unterschiedlichen Herkünfte sind ihnen anzusehen, ihr unerwartetes Zusammentreffen hier überrascht, und das erzeugt die großstädtische Faszination dieser Straße. Innenstadt – Zerrenerstraße – März 2015
Ausgehend von solchen Fragen hat der Architekturfotograf Bernhard Friese eine neue Annäherung an das Aussehen der Stadt Pforzheim gewagt. Es geht dabei weder um Pforzheims »schöne Ecken« noch darum, das Gesicht der Stadt irgendwie zu werten. Es geht um einen neugierigen, interessierten Blick, nicht mehr und nicht weniger.
Bernhard Friese lebt als freier Architekturfotograf in Pforzheim. Er assistierte viele Jahre lang dem renommierten Stuttgarter Architekturfotografen Roland Halbe. Heute fotografiert Friese bundesweit für Architekten und Unternehmen und steht in engem Dialog mit dem Fachbereich Architektur an der Universität Kaiserslautern.
Begleitet werden seine etwa 50 Fotos von kurzen Kommentaren, die Markus Grob verfasst hat, assoziierter Professor an der HfG Karlsruhe, Architekt und Autor einer Reihe von Texten zur Architektur und der Stadt.In seinen Thesen plädiert er für einen gleichzeitig bewussten und unbefangenen Blick auf die Stadt, wenn er beispielsweise formuliert:
»Gesehenwerden ist für Städte wie Wasser für Blumen. Was heute zu sehen ist, ist so, weil es einmal gewollt worden ist; wenn es verändert, verlassen oder vergessen wurde, beweist das nur ihr Leben.«
Wie steil diese Zeile in der Falllinie über die Schanze der Querstraße hinweg hinuntersticht, bereitet schon beim Anschauen ein Vergnügen, das sich in den hellen Farben einiger Häuser widerspiegelt. Auffällig sind die Garagentore, die entweder in älteren Häusern eingelassen oder zwischen neueren in die Lücken eingebaut werden, aber offensichtlich immer das selbstständige Haus auszeichnen. Südoststadt – Gellertstraße – April 2015
Die Lust am Sehen findet hier neue Formen. Wie sich die aufgestapelten Volumen mit einer Tankstelle rot schmücken, wie die Fassadenwand die Autos klein werden lässt, wie dahinter die Markisen hervorwinken, alles ist hier in eine Form gebracht, die neu erfunden und ohne Bezug zu anderen Stellen der Stadt steht, aber aus demselben Humor entwickelt ist, wenn man so sagen darf. Haidach – Strietweg – April 2015
Die Palmwedel links und rechts und die weißen Sonnensegel lassen hoffen, eines Tages würde der Blick auf das Meer hinunter tatsächlich frei. Dieser Suggestion folgt das Szenario, jedem der Tische sein eigenes Podest zu errichten, auf dem er einstweilen den Platz bietet, darauf zu warten. Innenstadt – Bahnhofstraße – April 2015
Oft wird Altes vom Neuen einverleibt, aber selten so unverhohlen wie hier. Unterschiedliche Nutzungen und Bauten zusammenzubringen, gehört zum Bauen in der Stadt. Aber hätte diesem alten Haus nicht die architektonische Würde einer eigenen Dachlinie belassen werden können? Zusammen mit den eleganten flankierenden Neubauten wäre daraus ein auszuzeichnendes Ensemble zu machen gewesen. Nordstadt – Christophallee – April 2015
Hinter der deutlichen Überformung lässt sich eine ältere Parzellenstruktur vermuten, die allerdings durch grenzüberschreitende Nutzungen aufgelöst worden ist. Ein Vergleich des vorderen mit dem schon an der nächsten Straße stehenden Eckbau macht den Maßstabswechsel deutlich, der die Folge davon ist und hinter älteren Formen kaschiert werden soll. Oststadt – Eutinger Straße – April 2015
Ohne Verputz zeigt der Baukörper seine Steine. Jeder wurde hergebracht, hinaufgebracht, hinzugefügt, nach Plan oder nach Belieben. Städte entstehen aus einer Arbeit, die nie endet, nur gelegentlich unterbrochen wird, bevor sie wieder aufgenommen wird, später oder ein andermal. Der Handlungskette hinter ihren Fassaden nachzuspüren, führt zu einem besseren Verständnis dessen, was die Stadt ist. Oststadt – Altstädter Kirchenweg – April 2015
Heimkehrende fragen sich wohl: Ist der Turm besetzt? Wer ist unser nächtlicher Hirte? Wer wacht? Schläft die Kontrolle? Oder ist der Turm leer? Südweststadt – Jahnstraße – April 2015
Die Wiese ist keine Grünfläche einer Mietshausanlage, sie findet sich mitten in der Innenstadt, als eine Brache, die auf ihre Bebauung wartet. Dahinter steigen bereits neuere signature-Architekturen auf und warten auf die Fortsetzung. Verweist aber nicht gerade dieser eigenartige und gelegentlich verstörende Eindruck von Porosität auf den Untergang und die Neugründung dieser Stadt, und wäre darum als ihr Herzstück zu pflegen? Oststadt – Gymnasiumstraße – April 2015
Wie aussichtslos es sein kann, die Stadt in ihrer Vielfalt von verschränkten Motiven und Sachverhalten darzustellen, demonstriert dieses Bild. Ein Gesamtbild der Stadt kann erst aus vielen Einzelbildern von einzelnen Stellen und Zusammenhängen montiert werden. Sobald die einzelnen Beobachtungen sich zu überlagern und zusammenzuwachsen beginnen, fängt sie an, begreifbar zu werden. Südweststadt – Ringstraße – April 2015
Von einer höheren Randbebauung eingerahmt, ist dieser unerwartete Hof ein Zeitfenster in die Epoche des Manchesterkapitalismus. Seine sweatshops in ad hocherrichteten Buden sind eingegraben worden, wenn ihre Höhenentwicklung behindert war, auf abenteuerliche Weise haben sie einander wechselseitige Wegerechte eingeraäumt. Seit solche Produktionen das Land verlassen haben, ist das heute ein Platz für vielerlei Nutzungen. Nordstadt – Pfälzerstraße 27 Hofeinfahrt – April 2015
Um Fassaden voneinander zu unterscheiden und gegenseitig herzuvorheben, ziehen die Gestalter alle Register der jeweils gängigen Baupraxis und Bauprodukte. In der Verdichtung dieser Straßenschlucht erscheinen sie wie zusammengenähte einzelne Stoffstücke auf einem Quilt. Die unterschiedlichen Herkünfte sind ihnen anzusehen, ihr unerwartetes Zusammentreffen hier überrascht, und das erzeugt die großstädtische Faszination dieser Straße. Innenstadt – Zerrenerstraße – März 2015
Der Ratsaal ist der Gründungsbau der neuen Stadt Pforzheim, die Mitte der Polis im Zentrum der Stadt, der Ort der gesetzgebenden Versammlung ihrer Einwohnerschaft. Seine Sitzstufen bilden das städtische Gelände modellhaft nach. Der Platz davor ist umstanden von Geschäftshäusern, zwischen denen sich der Bürotrakt der Verwaltung einreiht, und bringt den Hang hinunter zum Fluss, in Kaskaden und Stufen und Treppen. Innenstadt – Gernika-Brücke – März 2015
Kunstbauten von Verkehrsbändern sind die Stadtmauern der Neuzeit. Ihre durchgezogenen Horizonte und eingehaltenen Radien verlangen Brücken und Schneisen, die ihrerseits ungewollt und beiläufig räumliche Faltungen und Kammerungen erzeugen. Diese können dann von einer derartigen Zufälligkeit sein, dass sie unverwechselbar werden und als Besonderheit das Stadtbild schmücken. Nordweststadt – Emil-Strauß-Straße – März 2015
Ein Film im Arbeitermilieu der industriellen Revolution zu Zeiten von Zollverein und Eisenbahnbau könnte zwischen diesen geschlossenen Fassadenfluchten vor freiem Gelände gedreht werden. Gaslampen oder aufgehängte Leuchten in Straßenmitte würden dann aber dazugehören. Der Stilbruch der freistehenden Peitschenlampen weist darauf hin, dass dieses Stadtbild sich hier nicht durchgesetzt hat und ein anderes Szenario gilt. Nordweststadt – Emil-Strauß-Straße – März 2015
Am Ende des Tunnels zwischen Paris und Wien taucht dieser Turm auf. Er steht fur eine Bilanzsumme von fast 11 Milliarden € und für 54 Kilo gehandeltes Gold (2014). Mit dem Tunnel wurde seinerzeit die Stadt an die Welt angeschlossen und dem Welthandel geöffnet. So stehen sich jetzt Tunnel und Turm gegenüber, als zwei komplementäre Zylinder, der eine hohl und der andere voll, der eine liegend, der andere stehend. Nordstadt – Hachelbrücke – März 2015
„In Gesprächen mit Kunden und Freunden erlebe ich immer wieder, dass die meisten Menschen unsere Stadt Pforzheim eher als negativ und hässlich bezeichnen würden. Aus diesem Grund möchte ich allen Menschen, welche Pforzheim gerne liebevoll entgegentreten möchten, die hier vorgestellte Ausstellung im Stadtmuseum Pforzheim in Brötzingen empfehlen. Sie läuft noch bis Mitte Juni diesen Jahres – ich finde es lohnt sich sehr!“ Andreas Klug, barbers
Danke an Bernhard Friese für die Veröffentlichungsrechte seiner Fotografien auf diesem Blog Beitrag.